Franz Müntefering besuchte Wallenhorst.
Auf Einladung des Seniorenbeirates war der ehemalige Bundesminister für Arbeit und Soziales und Bundesvorsitzende der SPD, Franz Müntefering, in seiner Funktion als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO e. V.) Gast im Wallenhorster Rathaus. Sie hatte Wallenhorst nach einer Bewerbung neben Städten wie Aachen und Schwerin zur Pilot-Kommune zertifiziert. Denn in unserer Gemeinde sind in den vergangenen Jahren viele gut durchdachte Konzepte und Angebote zur Gestaltung eines gesunden und aktiven Älterwerdens erarbeitet worden. Daraus sind insbesondere in den Bereichen Ernährung, Bewegung und soziale Teilhabe zahlreiche Aktivitäten entstanden, die die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Generation 60+ fördern.
Neben einem Eintrag in das Goldene Buch der Gemeinde stand der Austausch mit Bürgermeister Otto Steinkamp, den Mitgliedern des Seniorenbeirates sowie geladenen Gästen aus Politik und Seniorenorganisationen auf der Agenda.
Nachdem Peter Papke und Franz Langelage mit ihren Akkordeonklängen für einen bewegten musikalischen Auftakt gesorgt hatten, stellte Müntefering vor etwa 70 interessierten Zuhörern in seinem Vortrag fest, in Wallenhorst gibt es vielfältige Möglichkeiten für ein aktives und menschenwürdiges Altern. Das Engagement von Vereinen, Verbänden und Senioren-Organisationen bilden eine gute Grundlage für ein attraktives Leben im Alter. Die Gemeinde hat mit tatkräftiger Mitwirkung des Seniorenbeirates Aktivitäten und Unterstützungsangebote – ergänzt mit zahlreichen Tipps und Anregungen sowie einer Vielzahl von Kontaktadressen – in einem erstmals herausgegebenen Wegweiser auf über 30 Seiten zusammengestellt.
Zugleich appellierte der BAGSO-Vorsitzende an Kommunen, staatliche Einrichtungen und jeden einzelnen, sich näher mit dem Thema einer immer älter werdenden Bevölkerung zu befassen. Der Staat müsse für gute Rahmenbedingungen wie Mittel für Beratungsangebote, Begegnungsstätten, die Förderung von ehrenamtlichem Engagement oder eine auskömmliche Rente sorgen. Müntefering führte aus: „Wir müssen dafür sorgen, dass gute Lebensperspektiven für junge Menschen in den Kommunen vorhanden sind. Ältere Menschen dürfen nicht benachteiligt sein, weil sie beispielsweise in einer kleinen Kommune auf dem Land leben.“ Auch das Miteinander der Generationen sei dabei zu beachten.
Jeder Einzelne sei gut beraten, sich frühzeitig mit dem Alter auseinanderzusetzen. Er sprach in diesem Kontext von einer 3-L-Regel.
Die 3-L-Regel
- Das erste „L“ steht für Laufen als Beispiel für jede Form von Bewegung. So werde nicht nur der Körper, sondern auch der Geist fit gehalten. Denn „die Bewegung der Beine ernährt das Gehirn“.
- Das zweite „L“ steht für Lernen: Jeder sollte bis ins hohe Alter neugierig bleiben. Der Kopf „will und muss arbeiten“. Zugleich rief er die Senioren dazu auf, ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiterzugeben.
- Das dritte „L“ steht für das Lachen. Er sprach sich für eine positive Lebenseinstellung aus und dafür, dass jeder selbst aktiv werden solle. Sich interessieren, neugierig sein und bleiben, aktiv am Leben teilnehmen und darüber die „grauen Zellen“ in Bewegung halten, darauf komme es an.
In dem sich anschließenden Austausch ging es u. a. um die fortschreitende Digitalisierung. Die damit verbundenen Techniken stellen viele ältere Menschen vor immer größere Hürden. Viele fühlen sich durch sie ein Stück weit ausgegrenzt. Müntefering aber machte den Älteren Mut, sich frühzeitig mit dem Internet, dem Smartphone, dem Tablet oder Notebook auseinanderzusetzen, weil sich mit ihnen wichtige Angelegenheiten erledigen und die Teilnahme- und Kommunikationsmöglichkeiten am sozialen Leben verbessern lassen.
Zum Schluss machte er das Angebot, im Alter von 90 Jahren gerne noch einmal nach Wallenhorst zu kommen. In acht Jahren solle sich der Seniorenbeirat gerne wieder bei ihm melden.