Zweimal im Jahr treffen sich Seniorenbeauftragte und Seniorenvertretungen aus Stadt und Landkreis Osnabrück. Dabei werden verschiedene Themen besprochen: Soziale Teilhabe, altersgerechte Wohnformen, Mobilität, Versorgung und Gesundheit gehören dazu.
Bei einem Austauschtreffen im Kreishaus reflektierten sie die Corona-Schutzmaßnahmen, besonders die Besuchsverbote und Besuchseinschränkungen in Altenpflege-Einrichtungen. Sie tauschten ihre Erfahrungen, Einschätzungen und Kritiken aus. Beim Rückblick auf die bisherigen Monate in der Corona-Pandemie wurden etliche Schwierigkeiten und Probleme deutlich: Zahlreiche Tagespflege-Einrichtungen waren geschlossen. Es gab keine oder zu wenige Notbetreuungsangebote. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen mussten von einem auf den anderen Tag die häusliche Pflege neu organisieren. Besonders schwierig gestalteten sich die Anwendungen von Infektionsschutzmaßnahmen mit und für Demenzkranke. Viele hatten berechtigte Befürchtungen in Bezug auf psychische Belastungen und Folgen der Kontakteinschränkungen sowie die Sorge vor Rückzug, Einsamkeit und Isolation.
Nicht alle getroffenen Maßnahmen und Verordnungen erschienen nachvollziehbar. Statt Erklärungen für Sinn und Zweck von Pandemie-Maßnahmen verwiesen die zuständigen Stellen oftmals nur auf die Gesetzeslage. Insgesamt gab es zu wenig Dialog und Transparenz. Angehörige blieben mit ihren Sorgen vielfach allein. Anfragen von Betroffenen erhielten auch die Seniorenbeauftragten und Seniorenvertretungen. Die Anwesenden, darunter Kornelia Böert und Heiner Steffens, äußerten den Wunsch zu einem Austausch zu den Corona-Maßnahmen in Alten- und Pflegeheimen mit zuständigen Experten aus der Verwaltung.
Austausch mit der Fachdienstleiterin Soziales
Dazu kam es am Montag, den 7. September 2020. Anja Fels, Fachdienstleiterin Soziales, berichtete zunächst von den vergangenen sechs Monaten Corona-Krisenmanagement. Die Aufgaben der Kreisverwaltung waren vor allem davon geprägt, die Verordnungen des Landes Niedersachsen umzusetzen.
Es wurde eine sog. Task-Force gebildet, die aus Vertretungen der Fachdienste des Landkreises besteht. Es kam auch zur Gründung der „Besonderen Aufbauorganisation Pflege des Gesundheitsdienstes für Landkreis und Stadt Osnabrück“ (BOA Pflege). Sie kümmert sich insbesondere um das Ausbruchsgeschehen in verschiedenen Altenpflegeheimen und Behinderteneinrichtungen im Landkreis Osnabrück. Telefonisch ist sie unter 0541/501 1166 zu erreichen.
Die Seniorenvertretungen verdeutlichten die Auswirkungen von Besuchsverboten und Kontakteinschränkungen, die auch teilweise aktuell noch Bestand haben: Beide sind bei allem Verständnis für den Gesundheitsschutz der Bewohner*innen und Mitarbeitenden grundsätzlich sehr problematisch sowohl für die betroffenen Bewohner*innen als auch für deren Angehörige. Demenziell Erkrankte triff es besonders hart. Fehlende Kontakte, Zuwendungen und Ansprachen belasten und beeinträchtigen wiederum auch die Gesundheit. Für viele waren die Maßnahmen unverständlich und lösten große Angst und Irritationen aus. Die Entscheidung lag bei der jeweiligen Heimleitung. Es wurde von Einrichtung zu Einrichtung unterschiedlich verfahren.
Vorschläge und Anregungen
In Zukunft soll einiges anders laufen. Im Krisenstab sind bislang keine Bürgergruppen vertreten. Es ist z. B. zu überlegen, Senioren- und Behindertenvertretungen sowie Gleichstellungsbeauftragte miteinzubeziehen. Dadurch können notwendige Entscheidungen auf ein breiteres Fundament gestellt werden.
In Pandemiezeiten muss es für alle Heimbewohner*innen mindestens eine Person geben, die eine Besuchs- und Kontakterlaubnis erhält. Diese Person sollte nach Absprache mit und nach Wunsch der Bewohner*innen und ggfls. von Angehörigen gewählt werden. Es sollten auch Personen unabhängig von einer Familienzugehörigkeit sein können. Verordnete Besuchsverbote und Kontakteinschränkungen in den Einrichtungen waren und sind auch für rechtliche Betreuer*innen sehr problematisch. Wichtige Termine müssen verschoben werden, persönliche Kontakte liegen auf Eis.
Auch die Kommunikation sollte verbessert werden. Aufgrund des Treffens werden aktuelle Verordnungen und relevante Informationen zur Pandemie vom Fachdienst Soziales, Frau Fels, direkt über das Seniorenbüro, Frau Klesse, an die Seniorenvertretungen und Seniorenbeauftragten weitergeleitet.
Weitere Informationen wie eine detaillierte Darstellung der Fallzahlen für Stadt und Landkreis Osnabrück, eine Corona-Beratung oder die gültigen Corona-Regeln sind auf der Internetseite des Gesundheitsdienstes von Stadt und Landkreis Osnabrück zu finden.